Das Buch ohne Namen
Der
sanfte nächtliche Wind war es, der sie weckte. Er strich durch die Fensterläden. Laura hatte vergessen, sie zu schließen, und so bewegten sie sich im sanften Rhythmus des Windes. Das alte Holz
knarrte und knackste. Laura schlüpfte aus dem Bett, hinein in ihre kleinen Pantoffel und ging langsam und müde in Richtung Fenster. Der Mond schien hell, heller als sonst. Laura stieg auf den Schemel
unterhalb der Fensterbank. Sie war gefesselt vom Anblick des Mondes und es war, als wollte er ihr etwas mitteilen. Sanft legte sie ihre Arme auf die Fensterbank, das Kinn auf ihre Hände. Sie seufzte
und fragte sich, wie das Leben am Mond wohl sein würde? Wäre es anders als hier? Gab es noch eine Welt da draußen, die anders war? Gab es nur diese eine kleine Welt, in der Laura tagtäglich lebte
oder war da mehr? Und während das Mädchen schon wieder zu träumen begann, war es so, als wollte der Mond ihr tatsächlich etwas
sagen.
...
Leise
zündete Laura eine Kerze an, deren sanfter, flackernder Schein Schatten und Gestalten an die Türe malte, von welchen Laura sonst nur träumte. Laura atmete aus. Sie spürte, dass dieser Moment ein ganz
besonderer war. Das Mädchen ließ seine Hand noch einmal sanft und mit geschlossenen Augen über den Einband gleiten. Laura spürte die Ecken, die Kanten, die Weichheit und die Härte des Buches, die
Geheimnisse und die Kraft, die es in sich enthielt. Und dann öffnete sie es langsam, so langsam, wie sie noch nie zuvor ein Buch geöffnet hatte. Und da stand… und da stand…
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